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Ein Leben in Seelhausen (Artikelnummer: ISBN 978 3-946219-47-7)

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In diesem Buch wird das Leben einer Frau geschildert, die 1896 in Paupitzsch geboren wurde, nach Seelhausen heiratete und dort lebte, bis das Dorf 1987 dem Braunkohletagebau weichen musste.

Textauszug:

Emma Henze ist die älteste Einwohnerin von Seehausen. Alterskameradinnen kennt sie nicht.
Ja, sie ist sozusagen die Letzte, wie sie leise sagt und bald wird eintreten, wogegen sie sich ihr langes Leben über wehrte: Sie zieht in die Stadt.
Es ist nicht so, dass Emma Henze nicht aus Seelhausen herausgekommen wäre:
"Kriebstein, Brocken, Potsdam, Berlin...?
In der Jugend, da habe es sowas nicht gegeben. Aber nachher, in der LPG. Auch Kaffeefahrten nach Bernburg und Wörlitz, nach Dessau und Bitterfeld ins Theater, Bootsfahrten im Spreewald, auf dem Dampfer die Saale entlang...
Was mit der heutigen Zeit an ihrem Leben anders geworden sei, will ich wissen.
"Na, ich schlafe bis halb acht. Endlich kann ich früh ausschlafen. Ansonsten ist alles so geblieben: Hühner füttern, Futter suchen, Eier abnehmen, umgraben, Holz hacken."
Ihre Großeltern seien beide 86 geworden, die Eltern ebenfalls 86. Und sie ist nun schon beinahe 90. Sie könne jetzt noch nicht richtig begreifen, dass sie im nächsten Jahr ihr Haus wird verlassen müssen.
"Die jungen Leute kriegen eine Zweieinhalb-Zimmer-Neubauwohnung. Wir hätten wieder ein Haus haben können, einen Garten, einen Stall, einen Hof für die Hühner. Aber die Menschen sind eben anders geworden."
Emma Henze beugt sich etwas vor und winkt mich vertraulich heran: "Wir haben schon die Zusage für einen Neubau, den sie noch nicht mal angefangen haben. Verstehen Sie: Sooo ein Haus und das soll im nächsten Sommer fertig sein!" Empörung, Verachtung und auch ein schadenfrohes Kichern glaube ich aus der Stimme der Frau herauszuhören. Es könnte ja sein, immerhin...
"Ich will draußen an der Luft bleiben. Ich kann nicht bloß auf der Bank sitzen und gucken. Da bin ich übermorgen tot. Ich muss dort sein, wo meine Arbeit ist. Ich wollte noch nie in die Stadt. Und wenn ich es doch noch erleben muss, dann nehme ich meine Märzenbecher mit und die Narzissen und alle anderen Blumen auch. Dort kümmert sich doch keiner um die Rabatten."

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